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Ich trauere



Ich trauere um Menschen von denen ich Abschied nehmen musste, um verpasste Gelegenheiten, wenn keine Zeit zum Abschiednehmen blieb, ich trauere über Umstände, über Schicksalsschläge, über geplatzte Träume, nicht erfüllte Hoffnungen, um empathische und wohlwollende Worte, die nicht gesagt wurden, Streitigkeiten, die nicht beigelegt wurden, um Frieden, der nicht gestiftet wurde und Brücken der Verbindung, die nicht fertiggestellt wurden, ich trauere um entgangene Umarmungen. Auch die Trauer selbst betrauere ich. Trauer ist mir sehr vertraut. Sie ist meine (meist stille) Wegbegleiterin, die mal kognitiv, regenerativ, naturverbunden, kreativ-gestalterisch, spielerisch, regulierend oder auch sehr körperbezogen in Erscheinung tritt. Derzeit betraueren wir Wege, die ich nicht gegangen bin. Mir ist bewusst, dass ich aus guten Gründen jeweils anders entschieden habe. Bereuen tue ich diese Entscheidungen nicht und dennoch spüre ich diese Trauer, genau jetzt und sie fordert mich.


Ich trage Bilder der Hoffnung in meinem Herzen über Zukunftsphantasien, die ich in die Realität überführen wollte. Nun sind es Illusionen und trotz der (optischen) Täuschung schmerzt es mich, sie loszulassen. Mit diesen unerfüllten Illusionen weiterzuleben schmerzt allerdings auch. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ein Dilemma zwischen zwei scheinbar gleich großen Übeln und keine weitere dienliche Strategie ist in Sicht.


Ich pendel’ hin und her zwischen dem Wahrnehmen was ist und der Idee wie es sein könnte, zwischen ICH und WIR, zwischen dem kräftezehrenden Funktionieren und einem liebevoll zugewandten, leichten Sein. Ich versuche, mich selbst nicht zu verlieren zwischen all den gegangenen und nicht gegangenen Wegen, all den dazugehörigen Gefühlen, Werten, Rollen, Fähigkeiten, sozialen Normen und Systemen für die ich mich bewusst / unbewusst mitentschieden habe.


Mein Ziel? Heilsames Trauern, das aus gelebter Liebe erwächst: Liebe zu Menschen von denen ich Abschied nehmen musste, Anerkennung und Wertschätzung von Umständen und den Möglichkeitsräumen, die Schicksalsschläge, geplatzte Träume und nicht erfüllte Hoffnungen eröffnet haben. Gelebte Selbstliebe, die sich (auch) darin zeigt, dass ich mit meiner Trauer bewusst und achtsam in Kontakt trete und respektiere, dass manches empathische und wohlwollende Wort, eben nicht gesagt wurde, Streitigkeiten, nicht beigelegt wurden, Frieden, nicht gestiftet und Brücken der Verbindung, nicht fertiggestellt wurden. Es geht mir um gelebte Selbstliebe, die wohlwollend alle Anteile meines Selbst wahrnimmt, auch die, die andere Wege gegangen sind und die ich nun wieder integrieren oder voller Sanftmut loslassen darf, mich selbst umarmend, in meiner ganz individuellen Ganzheit und Vollständigkeit.


*** Übrigens: wenn Du bewusst und achtsam in Gemeinschaft trauern möchtest und bereits GFK-Vorkenntnisse besitzt dann wäre vielleicht unser neues Angebot etwas für Dich: „Trauern, Bedauern und Loslassen - das GFK-Aufbauseminar spezial“. Die konkreten Termine und Infos findest Du unter https://www.quasebarth.de/termine ***


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