Sky Fall - die LINKE ordnet sich ein
- Steffen Quasebarth
- 23. März
- 3 Min. Lesezeit
Requiem für eine Partei, die einmal Hoffnung war – naja - für einige jedenfalls.

„Let the sky fall
When it crumbles
We will stand tall
Face it all together.“
Adele, Skyfall
Da war sie – die Stunde. Eine dieser seltenen, historischen Gelegenheiten, in denen Geschichte nicht gemacht wird, sondern gerettet. Am Abgrund des Militarismus, mitten im Zerfall demokratischer Prozesse, hätte die LINKE ihrem Gründungsversprechen gerecht werden können. Sie hätte stehen bleiben können. Sie hätte eine Zeichen setzen können.
Doch sie tat es nicht.
Die LINKE knickte ein. Und mit ihr zerbrach etwas, das viele von uns getragen hat: Die Hoffnung, dass es jenseits des BSW im politischen Raum einen Ort gibt, an dem Prinzipien mehr wiegen als Koalitionsdisziplin. An dem Frieden nicht nur Programm ist, sondern Handlung.
"Feel the earth move and then"
Bremen. Mecklenburg-Vorpommern. Zwei Regierungen, in denen die LINKE mit am Tisch sitzt. Zwei Ja-Stimmen für ein 500-Milliarden-Rüstungspaket, das nicht weniger ist als ein Paradigmenwechsel: Kriegstüchtigkeit als Staatsziel. Die Zustimmung kam nicht über Nacht – sie kam trotz der Bitten, derProteste, der Warnungen. Die Zustimmung zur Kriegstüchtigkeit kam trotz der 2.500 Parteimitglieder der LINKEN, die an ihre Funktionäre appellierten: „Tut das nicht!“
Sie taten es trotzdem.
Was bleibt, ist ein Gefühl, das schwer wiegt: Es ist nicht Wut. Es ist Traurigkeit.
„We could have had it all“
Die LINKE hätte den alten Bundestag stoppen können. Das Verfassungsgericht zeigte sogar den Weg. Ein Drittel der neuen Abgeordneten hätte genügt, um den neuen Bundestag zu konstituieren – und den Verfassungsbruch zu verhindern. Die AfD stellte den Antrag. Die LINKE? Sagte Nein.
Gregor Gysi, den ich geschätzt und bewundert habe, winkte ab: „Juristischer Unsinn“, nannte er den Vorschlag. Doch es war nicht Unsinn – es war eine Möglichkeit. Eine dieser seltenen Gelegenheiten in der Geschichte, in denen man gegen die Dunkelheit bestehen kann. Man muss es nur wollen.
"This ist the end,..."
Vielleicht war die LINKE nie das, wofür wir sie gehalten haben. Aber es tut weh, wenn eine Partei, geboren aus Protest gegen Hartz IV, gegen Krieg, gegen neoliberale Entwurzelung, sich selbst in den Dienst der Waffen stellt. In den Dienst eines Systems, das sie einst zu verändern versprach.
Ich schreibe das als BSW-Mitglied, als jemand, der aus Enttäuschung über das bestehende System zur Politik kam, als jemand, der sieht, was verloren geht und als jemand, der nicht bereit ist zuzusehen, wie aus Opposition Anpassung, wie aus Haltung Kapitulation wird.
„Let the sky fall“
Es gibt Momente, da stürzt der Himmel ein, da zerbrechen Gewissheiten wie Glas. Und was übrig bleibt, ist der Abschied von einer Idee, der Idee, die LINKE sei eine Friedenspartei. Das ist sie nicht. Nicht mehr. Vielleicht ist sie es ja nie gewesen.
Sevim Dagdelen, BSW-Abgeordnete, schrieb auf X:
„Die Linke hätte die historische Chance gehabt, die Kriegskredite zu verhindern. Sie hätte nur einmal über das unsinnige Brandmäuerchen springen müssen – um mit den Falschen das Richtige zu tun.“
Nun - es ist zu spät. Der Moment ist vorbei. Die LINKE hatte ihre Chance gehabt. Die Stunde – sie kam. Und sie ist gegangen. Und sie war größer als die LINKE.
"Where worlds collide and days are dark"
Als Mitglied des BSW sage ich klar: Diese Kapitulation der LINKEN zeigt, warum wir gebraucht werden. Das BSW steht für Frieden, soziale Gerechtigkeit – und eine klare Kante gegen Kriegslogik und Demokratieabbau. Die LINKE hat sich endgültig zwischen Doppelmoral und Opportunismus aufgerieben. Und das kann niemand wollen, der ernsthaft an einer alternativen Politik interessiert ist.
Wer in der LINKEN jetzt noch von „Friedenspartei“ spricht, sollte besser flüstern.
„This is the end
Hold your breath and count to ten
Feel the earth move and then
Hear my heart burst again…”
Adele, Skyfall
Chapeau von Dirk Hoffmeister